SST107 – Gut streiten – Gewaltfreie Kommunikation in der Partnerschaft

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SST107 – „GUT“ streiten – Gewaltfreie Kommunikation in der Partnerschaft


Kann man „GUT“ streiten? Nach vielen Erfahrungen in toxischen Beziehungen und vielen Verletzungen, die meine Ex-Partner und ich uns früher zugefügt haben, bin ich überzeugt: JA. Man kann „richtig“ streiten. Beziehungsweise eigentlich: Man kann Meinungsverschiedenheiten und Reibungen gemeinsam auf liebe- und respektvolle Art auflösen und als Chance für Wachstum anerkennen. Allerdings braucht das Zeit und Arbeit – und ein klares Commitment an die Beziehung.
Ich teile heute mit dir das Wissen, das ich aus meiner eigenen Erfahrung in den letzten Jahren gewonnen habe und gebe dir meine besten Tipps, um mit Meinungsverschiedenheiten in deiner Partnerschaft heilsam und respektvoll umzugehen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist nämlich, dass durch Streit so viel aus dem Affekt Gesagtes sich ansammelt & zu einem riesen Kack-Berg aka Emotionsberg anwächst, der die Beziehung Stück für Stück vergiftet. Um das zu vermeiden, gebe ich dir hier meine 5 wichtigsten Tipps für Streit in deiner Beziehung…

1. Reibung ist wichtig

Grundsätzlich können wir einfach mal so anfangen, dass wir unsere Perspektive auf das Streiten verändern. Streit muss nicht was Negatives sein. Wir müssen Streit auch nichtmal Streit nennen! Streiten kann auch zu anders ausgedrückt eine Diskussion oder eben einfach nur eine Meinungsverschiedenheit oder ein Überquellen an Emotionen sein. Oder wir könnten zum Beispiel Reibung oder Polarität dazu sagen. Reibung ist wichtig, weil Reibung auch Feuer bedeutet. Reibung macht die Beziehung lebendig und bringt Bewegung in alte Muster. (Plus: Sie hilft, langfristig guten Sex zu haben ;)) So ist Streit eigentlich eine Chance auf Neues und damit auf Wachstum in deiner Partnerschaft.

2. Dein Partner ist dein Spiegel

Wenn du in dir ein klares „JA“ zu deiner Beziehung fühlst, dann kannst du dir sicher sein, dass es einen Grund gibt, warum du mit genau deinem Partner und nicht irgendeinem anderen Menschen in einer Beziehung bist! Du sollst etwas von ihm lernen und er soll etwas von dir lernen. Ihr seid euch gegenseitig ein Spiegel!Deshalb: Schiebe die „Schuld“ an einem Streit nicht auf deinen Partner, sondern fang‘ bei dir an. Das, was dich gerade so stark triggert, ist auch ein Teil von dir, mit dem du gerade nicht klar kommst. Frag dich: Was regt mich gerade so an seinem Verhalten auf? Woher kommst das? Auf welchen Anteil in mir selbst bin ich gerade so wütend? Und warum?

3. Erst mal Emotionen abkühlen lassen!

Wenn du bei DIR anfängst, dann gibt es auch keinen Grund, deinen Partner in voller Wut anzuschreien oder zu beleidigen. Denn dann weißt du, dass es erst mal ein Thema in dir gibt, mit dem du noch nicht im Reinen bist. Deshalb: Wenn du eine sehr krasse Emotion empfindest, dann geh vielleicht erst mal eine Runde spazieren oder leg dich in die Badewanne, mach ein bisschen Sport oder zieh dich eine Weile zurück. Versuch, nicht aus der ersten Emotion heraus Dinge auszusprechen, die dir später leid tun!Und wenn die erste Wut abgeklungen ist, dann setzt euch gemeinsam hin und stellt euch…

4. …drei wichtige Fragen

Was sind deine Bedürfnisse? – Vielleicht ein wenig Abstand? Oder eine Umarmung? Etwas ganz Konkretes, was du im Alltag gerne ändern würdest…? Benutz hier bitte den Satz: „Ich wünsche mir,…“
Was brauchst du gerade? – Was ist für dich jetzt in diesem Moment am Wichtigsten, um diese Situation gut handeln zu können? Benutz hier den Satz: „Ich brauche gerade von mir/dir…“
Wovor hast du Angst? – Gibt es ein Thema oder eine Wunde, die durch diesen Streit getriggert wurde, die vielleicht von früher kommt und eine alte Angst in dir auslöst? Oder gibt es jetzt gerade etwas Konkretes, was dir Angst macht und dir Unruhe bereitet? Benutz hier den Satz: „Ich habe Angst, dass…“ oder „Ich fühle mich … , weil…“


Stelle diese Fragen dir selbst und stelle sie deinem Partner und dann hört ganz offen zu. Bedankt euch gegenseitig beieinander dafür, dass ihr euch verletzbar macht und in aller Offenheit über eure Gefühle redet. Bringt euch den Respekt entgegen, den ihr euch vom anderen wünscht.

5. Beziehung bedeutet Zeit und Arbeit

Deshalb versuch nicht, eine Meinungsverschiedenheit zwischen Tür und Angel zu lösen und warte nicht Monate und Jahre, bis sich so viele Emotionen aufgestaut haben, dass du gar nicht mehr weißt, womit du anfangen sollst. Sondern nimm dir in deiner Partnerschaft ganz bewusst Zeit, sobald Reibung oder nur ein Gefühl in dir auftaucht. Setz dich mit deinem Partner zusammen und schenkt euch gegenseitig Zeit und Raum. Das Spiel Herz-Sprechen könnte hier auch eine gute Einleitung geben! Alternativ kann auch ein Redestein benutzt werden: Jeder Partner hat zum Beispiel fünf Minuten, in denen er den Redestein hält und in denen er/sie die ungeteilte Aufmerksamkeit des anderen bekommt und er/sie versucht bei sich zu bleiben und die Gefühle im Innen ohne Angriff auszusprechen. „Ich fühle mich…“. Dann wird gewechselt. So fühlt sich jeder gehört und gesehen und die Kommunikation kann viel effektiver stattfinden und tiefer gehen. Und ihr verhindert, dass ihr euch in Kleinigkeiten verzettelt und könnt euch klar darauf konzentrieren, worum es EIGENTLICH geht.

Sprechen dich diese Tipps an? Und integrierst du vielleicht manche von ihnen bereits in deinen Beziehungsalltag? Was hilft dir, um Konflikte und Meinungsverschiedenheiten in Wachstum und Chancen zu verwandeln?
Ich freu mich über deinen Kommentar!

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